Kölner Stadtanzeiger Presse

Neubau verunsichert Händler

Pulheim-Brauweiler –
Bislang gibt es nur eine Projektidee. Wie berichtet möchte ein Investor die Abteipassage abreißen lassen und den Gebäudekomplex aus den 80er-Jahren, in dem viele Ladenlokale leerstehen, durch einen Neubau ersetzen. Angedacht sind ein vergrößerter Supermarkt, einige Ladenlokale, eine Tiefgarage, ein Drogeriemarkt und Wohnungen in der oberen Etagen entlang der Ehrenfriedstraße.

Doch schon jetzt formiert sich hier und da Widerstand gegen das Projekt. Bürger und Einzelhändler verbreiten, auch in den sozialen Netzwerken, der neue Eigentümer wolle die Abteipassage 2019 abreißen und somit Existenzen und schließlich auch den Abteiort zerstören.
Um weiteren Gerüchten vorzubeugen und die „erhitzten Gemüter“ zu beruhigen, hat Baudezernent Martin Höschen am Dienstagabend im Planungsausschuss einige Details erläutert. Da der Verkauf der Abteipassage nicht auf der Tagesordnung stand, teilte die Verwaltung diese vorab, am Anfang der Sitzung, mit. Allerdings sieht die Geschäftsordnung für „Mitteilungen der Verwaltung“ Diskussionen der Ausschussmitglieder nicht vor, auch die im Zuschauerraum anwesenden Bürger können sich nicht einbringen.

Bebauungsplan ändern
Martin Höschen machte noch einmal deutlich, dass für das angedachte Bauprojekt der gültige Bebauungsplan geändert werden muss. „Die Verwaltung wird für den Umwelt- und den Planungsausschuss im September Vorlagen vorbereiten.“ Darin werde das geplante Projekt detailliert vorgestellt. Die Sitzungen böten auch dem Investor die Chance, sein Vorhaben zu erläutern. „Die Politiker können dann darüber diskutieren und die Bürger können in den Sitzungen Fragen stellen.“

Den Vorwurf einiger Politiker und Bürger, die Stadt nehme es mit der Bürgerbeteiligung nicht so genau, wies Martin Höschen energisch zurück. Er verwies auf das Baugesetzbuch, das für Bauleitplanverfahren zwei Runden der Bürgerbeteiligung zwingend vorsieht. „Es wird auch eine Bürgerversammlung geben“, das sei der Verwaltung für so ein herausragendes Projekt wichtig.
Höschen betonte, dass das Projekt ganz am Anfang stehe. In dem Bebauungsplanverfahren werde festgelegt, was genau gebaut werde. „Bis die Bauleitplanung auf den Weg gebracht ist, werden bis zu zwei Jahre vergehen.“ Auch die Bezirksregierung wird nach Angaben von Ralf Ritter, Leiter des Planungsamtes, in dem komplexen Verfahren ein Wörtchen mitreden. Sie werde eine Tragfähigkeitsanalyse für den Einzelhandel verlangen. „Niemand muss befürchten, dass die Öffentlichkeit nicht beteiligt wird.“

Sorge um berufliche Existenz
Auch auf die Verunsicherung und die Sorge um ihre berufliche Existenz, die einige der noch verbleibenden Einzelhändler in der Abteipassage quält, ging Martin Höschen ein. Er habe dem Investor den Tipp gegeben, auf die Einzelhändler zuzugehen. „Umgekehrt können sie sich natürlich auch an unsere Wirtschaftsförderung wenden.“
Der Verwaltung ist bewusst, dass es bei dem Bauvorhaben Aspekte gibt, die von großem öffentlichen Interesse und daher dringend zu bedenken sind. Dazu zählt für Höschen zwingend eine Postagentur, die aktuell in einem Schreibwarengeschäft untergebracht ist. „Sie ist wichtig für den Ort.“ Er wertet das Bauprojekt aber auch als „hervorragende Chance, Brauweiler zukunftssicher zu machen“ und die Nahversorgung langfristig zu sichern.
Das sahen auch die meisten Politiker so. Außerdem biete sich die Möglichkeit, 70 öffentliche Stellplätze in der geplanten Tiefgarage unterzubringen, so Martin Höschen. Sie waren ursprünglich in der Tiefgarage unter dem Guidelplatz vorgesehen, nach einem Gerichtsurteil hatte die Gold-Kraemer-Stiftung ihre Pläne aber geändert. Er gebe zu, dass in Brauweiler jahrzehntelang nichts passiert sei, „nun geht es Schlag auf Schlag“, so Martin Höschen.